Ein Vorteil von Auswärtsspielen ist, dass sie nicht bei uns ausgetragen werden – sondern meist in Räumlichkeiten, in denen auch Normalwüchsige aufrecht gehen können, ohne sich den Kopf zu stossen. Auch die heiligen Hallen des Wädenswiler Volleyballs werden diesen buchstäblich hohen Ansprüchen gerecht, mehr sogar: Der topmoderne Multiplex-Mehrfachzweck-Dreifach-Bau mit nigelnagelneuem Boden hat auch eine Tribüne, die unseren Zuschauermassen gerecht wird (sechs bis sieben Personen). Nur das Netz hat zu wenig Spannung. Aber wir irgendwie auch.

Anders ist es nicht zu erklären, dass die unberechenbaren, aber weiss Gott nicht unverteidigbaren Angriffe der Gegner uns vor so grosse Probleme stellen. Die Wädenswiler – halb so alt, dafür doppelt so viele wie wir – hatten ihrerseits bereits im Vorfeld mit Problemen zu kämpfen: Die Zahl der Trikots reichte nicht für die ganze Mannschaft aus. Von der doch ansehnlichen Tenue-Vielfalt lassen wir uns (vorerst) aber nicht beirren, und ein Timeout bewirkt, dass sich jeder von uns am Riemen … naja: züpfelt und wir die verlängerte Aufwärmphase beenden. Unsere Muskeln erreichen so immerhin eine Suva-taugliche Grundspannung, was uns zum 25:13 gereicht. Satz gewonnen, Stimmung gut, Fan-Gesänge ausbaufähig.

Und das Netz? Schlaff baumelt es zwischen den Pfosten, wie wir auf dem Feld (nur dass bei uns natürlich keine Pfosten auf dem Feld stehen) zu Beginn des zweiten Satzes. Und ewig grüsst das Murmeltier, aber aus dem Winterschlaf. Immerhin, unsere Aufschläge landen mit erstaunlicher Regelmässigkeit im gegnerischen Feld, was uns sehr freut und oft auch reicht. Höhepunkt ist ein unterhaltsamer Ballwechsel, den man gut und gerne als Anthologie aller im Volleyball möglichen Regelverstösse (ausser vier Berührungen) begreifen könnte und den Domi mit einem eleganten Fuss-Lob beendet. Doch die Bank freut sich zu früh, irgendwo hat die Schiri vier Berührungen gesehen. Item, 25:14.

Für den dritten Satz geloben wir Besserung – wir wollen Spannung, wir wollen Bälle prügeln, wir wollen Punkte feiern! Gelingt dann so mittel. Über weite Strecken spannungsfrei plätschern die platten Bälle auf den grauen Boden und das Spiel so vor sich hin. So etwas wie Emotionen kommt erst auf, als Wädi plötzlich mit zwei sehr liberal bekleideten Spielern aufwartet (in Libero-Leibchen, nicht Badehosen), von denen der eine angreift, was wir unter mattem Protest bei der Unparteiischen monieren. Mehr als beidseitige Verwirrung schaut dann aber auch nicht raus. Nach 49 Minuten sind alle erlöst, nochmals 25:14, richtig zufrieden ist niemand. Den Eindruck, den wir vom Netz haben, hinterlassen auch wir: die Aufgabe mit einigen Durchhängern glanzlos erfüllt.

Ob wir im Rückspiel unsere spannungsvollere und spannendere Seite zeigen können? Wir werden es am 16. Dezember erfahren – in glühvino veritas. Man darf gespannt sein.

 


Übrigens: Jonas stand beim entscheidenden Ball«wechsel» auf dem Feld!!! HERZICHE GRATLUATION!!!1!!!¨!

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